Hindernisläufer Patrick Karl trainiert seit zwei Jahren in Erfurt. Für das Olympiadebüt muss er die Bestzeit seines Onkels knacken

 
 
Von Axel Lukacsek

ERFURT. Für Patrick Karl fühlte es sich an, als müsste er wieder laufen lernen. Als sich der Leichtathlet vor fast zwei Jahren am linken Fuß einer Operation unterzog, die seine ständigen Probleme aufgrund eines Anrisses der Achillessehne endlich beheben sollte, bedeuteten zehn Minuten joggen für ihn die ersten Schritte auf dem Weg zurück. „Das war eine harte Erfahrung. Durch meine Verletzung habe ich ein Jahr verloren. Aber nun bin ich schmerzfrei“, sagt der Hindernisläufer, dem der zwischenzeitliche Corona-Stillstand beim Kampf um sein Olympia-Debüt entgegen kam: „In einem Jahr will ich in Tokio starten.“

Seit 2018 trainiert der Polizeimeister aus dem unterfränkischen Ochsenfurt die meiste Zeit des Jahres in Erfuhrt, wo er sich der Trainingsgruppe um Bundestrainer Enrico Aßmus anschloss. Mit WM-Starter Martin Grau und dem deutschen Meister von 2017, Tim Stegemann, hat er hier Mitstreiter auf sportlicher Augenhöhe gefunden. „Man kann auch mal 100 Kilometer in der Woche alleine abspulen. Aber wenn es um Tempotraining geht, dann sind starke Trainingpartner unheimlich wichtig“, sagt Karl.

Der Hindernislauf ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Sein Vater Klaus schaffte es einst selbst auf eine Bestzeit von immerhin knapp über neun Minuten. Den Maßstab aber bildet Onkel Hubert, der 1989 sogar deutscher Meister war. „Zweimal habe ich schon Silber gewonnen. Irgendwann will ich auch den Titel“, sagt Karl, der einst beim TV Ochsenfurt groß geworden ist und schon Vizeeuropameister der Junioren war.

Den Weg nach oben auch bei den Erwachsenen blockierte zuletzt doch immer häufiger die schmerzende Achillessehne. Der Operation folgte auch sportlich ein radikaler Schnitt. Karl verzichtet vorerst auf die Läufe über die Hindernisstrecke. „Dadurch bekommt der Körper genügend Zeit zur Regeneration“, sagt der 24jährige, der in diesem Jahr erst zwei Rennen mit Spikes bestritten hat.

Nun am kommenden Wochenende will er beim Meeting in Regensburg über die 5000 Meter antreten und sich dabei für die Teilnahme an den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in drei Wochen in Braunschweig auf dieser Strecke qualifizieren. Es wäre ein wichtiger härtetest und könnte zur Bestätigung werden, dass er tatsächlich auf dem richtigen Weg ist.

Im kommenden Jahr soll dann endlich auch der familieninterne Rekord neu vergeben werden. Einst rannte sein Onkel über die 3000 m Hindernis 8:27,95 Minuten. „Die Bestzeit muss her. Sinast kann ich es auch nicht schaffen, im nächsten Sommer bei Olympia zu starten“, sagt Karl.

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